Sonntag, 26. Januar 2020

]-> Verdruss und schwarze Schafe

Vor ein paar Tagen habe ich auf dem Blog von „Süchtig nach Büchern“, geleitet von der lieben Moni, einen Beitrag gesehen. Die Frage war eigentlich total unverfänglich: „Kann es sein, dass die Anfragen von Autoren an Blogger weniger werden?“ 
Im nächsten Satz wurde direkt darauf hingewiesen, dass Moni sich nicht beschweren möchte, aber sie eben wissen wolle, ob das nur bei ihr so ist oder allgemein gerade zurück geht. 
Ich lehne mich hier mal weit aus dem Fenster, aber ich glaube, mit dem Feedback was darauf hin kam, hat auch Moni nicht gerechnet. 

Durch einen Kommentar einer Autorin bin ich auf den Post aufmerksam geworden und habe mich dann mal so durchgescrollt, denn auch mir ist ein Rückgang der Anfragen aufgefallen und so haben mich die Antworten sehr stark interessiert. Ich hatte es bisher auf die normale Winter-/Frühjahrsflaute geschoben. Die Zeit nach November bis kurz vor der LBM. Allgemein ist es da ruhiger. 
Die Kommentare zeigten aber ein anderes Ergebnis. Der allgemeine Tenor ist wohl mittlerweile so, dass man auf sich zukommen lässt, was da kommt. Gerade als Autor. In teilweise abartiger Formulierung wurden hier schwarze Peter verteilt, was mich wirklich erschreckt hat. 
Doch nicht nur das, auch sind von vielen dann die Kriterien bekannt geworden, wie ein Blogger ausgesucht wird und was ein Blogger zu leisten hat. 

Da habe ich dann doch zu schlucken begonnen. Eine Reichweite im Hohen 3-stelligen Bereich, wenn nicht sogar 4-stellig, ist schon fast Grundvoraussetzung. Da fällt mir leider nur eines ein: „Bitch, please! Kannst du damit aufwarten?“. Und als Blogger darf man sich dann glücklich schätzen überhaupt ein kostenfreies E-Book zu bekommen. Nur lesen und auf dem Blog zeigen reicht dann nicht. Da muss schon eine Buchbesprechung und wenigstens eine Rezension auf den gängigsten Portalen her. 
Ich will jetzt nicht sagen, dass das Standard ist, denn das ist es nicht. Aber der Fehler, sollte das einem Autoren öfter passieren, liegt hier wohl eindeutig in der Kommunikation. 
Wenn ich etwas anfrage, ohne meine Kriterien zu nennen und es ohne Einschränkungen bewilligt bekomme, mache ich damit auch das, was ich dafür vorgesehen habe.

Das gilt für beide Seiten. Auch als Bloggerin bin ich da schon böse rein gefallen, weil ich nicht klar formulierte, was ich von einer Zusammenarbeit erwarte. Nein, ich möchte hier nicht die Autoren schlecht reden. Ich liebe den Kontakt zu den Erfindern fremder Welten. Und in einigen Fällen ist er sogar recht intensiv, anregend und erfreulich. 

Aber ich glaube, manchmal geht verloren, dass nicht nur Autoren Arbeit in das Buch stecken, also möchte ich doch einmal kurz die Arbeit eines Bloggers ausleuchten. Das ist falsch formuliert. Ich möchte kurz darstellen, welche Arbeit ich mit einem Rezi-Exemplar habe. 

Wir überspringen jetzt mal den Teil, wo die Anfrage kommt, auf welchem Weg auch immer, von wem auch immer. Ich sitze da und habe das Werk in Händen. Entweder als E-Book oder als Taschenbuch. 
Meist geht es dann erst einmal los mit Lesen. Oft ist das natürlich ein Buch, welches mich interessiert, aber sind wir mal ehrlich, in einigen Fällen schwingt da auch der Gedanke des Unterstützens mit rein. Sagen wir also es ist eine 50:50 Entscheidung. An einem 350-400 Seiten Buch lese ich im Durchschnitt 8-10 Stunden. Kommt immer ein wenig auf die Schriftgröße an, ob mich die Story fesselt, ob der Schreibstil passend ist und so weiter.
8-10 Stunden. Ich weis nicht wie das bei euch ist, für mich ist das ein Arbeitstag mit Überstunden. Nur so nebenbei zum Vergleich. Natürlich, es ist ein Hobby. Aber wann habt ihr das letzte mal 8-10 Stunden am Stück euer Hobby ausgeübt?
Danach kommt das Nachbearbeiten. Notizen schreiben und ordnen. Vielleicht sogar ein Feedback formulieren. Eine Rezension schreiben. Nehmen wir uns nur für das Gedanken machen und schreiben mal 45 – 60 Minuten raus. Alleine das Recherchieren nach diesen kleinen Eckdaten, die immer in meiner Rezi sind, ist teilweise sehr mühsam und frisst unglaublich Zeit. 

Meine Rezensionen, da ich eine leichte LRS habe, gehen dann zu einer Freundin oder einem Freund in die Korrektur. Das heißt, ein Buch macht nicht nur mir Arbeit, sondern auch anderen. 
Dinge, die der Autor nicht mitbekommt. Warum auch? Geht ihn im Grunde nichts an. Ich erwarte ja schließlich auch keinen Arbeitsbericht von ihm? Trotzdem schätze ich den Eifer, den er in sein Werk gesteckt hat. 
Kommt mein formulierter Kauderwelsch dann zurück, wird nochmal nachgearbeitet. Fehler ausgemerzt, vielleicht noch ein paar Sätze umgeschrieben und das ganze dann formatiert und online gestellt. Man wird es kaum glauben, aber das nimmt im Durchschnitt nochmal 1 Stunde in Anspruch, wenn alles klappt!
Aber halt, da fehlt da noch das Foto. Verdammt. Also ab ins Wohnzimmer, Buch drapiert, gehofft, dass die Sonne noch scheint, wenn man dann alles hergerichtet hat und Foto gemacht. Sieht ziemlich unspektakulär aus? Gut, die Fotobearbeitung lässt noch jedes Bild erstrahlen. 
Bäm, wieder 60 Minuten weg. Eingefügt, kontrolliert und online gestellt. ENDLICH!

Ihr habt nicht mitgezählt? Wir sind mittlerweile bei einem Arbeitsaufwand von Durchschnittlich 10,5 – 13 Stunden. Wenn es gut läuft. Da ist kein Lesehänger drin. Keine Private Unstimmigkeit, kein nichts. 

Und dann liest man in den Kommentaren: „Mit einem E-Book sollten sich die Blogger zufrieden geben.“ Ja, wir machen das unentgeltlich. Ja, wir lesen gerne. Ja, wir sind froh, wenn man uns entgegenkommt und das Buch stellt. Aber sind wir mal alle ganz ehrlich. Ein E-Book aus dem deutschen SP kostet im durchschnitt 3 Euro. Wer hat das letzte mal 10 Stunden für 3 Euro gearbeitet? Es geht nicht um die 3 Euro oder um das E-Book. Ich lese gerne ab und zu E-Books und bin dankbar, wenn ein Autor mir sein Werk zur Verfügung stellt. Aber MUSS ich mich damit zufrieden geben? Hier macht der Ton die Musik denke ich und diese Formulierung stößt mir gewaltig auf und war mit der Grund, weswegen ich diesen Beitrag schreibe.

Das alles klingt wie eine Hasspredigt. Das ist es nicht. Es ist ein Aufruf, mal über den Tellerrand zu schauen. Das Gegenüber mal wieder anzusehen und Empathie zu zeigen. Zu schätzten, was der andere macht. Es gibt überall schwarze Schafe. Ob die nun ein Buch abstauben oder eine Bombe legen ist egal. Schwarzes Schaf ist schwarzes Schaf. Aber es ist auch so: Auf ein schwarzes Schaf kommen mindestens 10 weiße. Und dann sind da noch die grauen, die auch nicht schlecht sind, aber eben manchmal schlechte Tage haben. 

Ihr habt Anfragen geschickt und euch wurde nicht geantwortet? Dann fragt doch nochmal nach, vielleicht ist es unter gegangen. Am besten auf einem zweiten Kanal (Instagram, Facebook, E-Mail). Vielleicht war der andere Part unterwegs und hat es dann vergessen. Wir sind alle nur Menschen. Ihr denkt Anfragen nerven Blogger und Autoren? Tja, mit einer Ablehnung wird man leben müssen. Persönlich versuche ich aber immer eine Ablehnung freundlich zu gestalten und trotzdem noch weiter zu helfen. Das tue ich persönlich immer gerne, indem ich auf befreundete Blogs verweise, von denen ich denke, dass das Buch dort gut aufgehoben wäre. Kostet mich nichts und im besten Fall habe ich dem Blogger und dem Autoren ein gutes Erlebnis geschenkt. 
Ihr bekommt kein Feedback? Fragt doch einfach mal freundlich nach, was los ist.. Vielleicht ist es privat gerade schwierig. Vielleicht hängt man in einer Krise. Vielleicht hat man Probleme mit dem Buch. Offen zu sein hilft da auf beiden Seiten. Aufeinander zugehen ist hier die Devise, genauso wie Verständnis zu haben. Es nützt nichts, wenn ich gerade auf einem „blutigen Trip“ bin und einen Liebesroman lesen MUSS. Das hilft dem Blogger nicht, denn Spaß macht das definitiv nicht zu lesen, und dem Autoren auch nicht. 

©Monika Schulze
Man sollte bedenken, was man da hat. Auf der einen Seite eine Person, die (meistens) nicht bezahlt wird und auf der anderen Seite eine Person die Hilfe sucht und diese gerne durch kostenfreie Werbung hätte. Beide Seiten sind aufeinander angewiesen. 
Also sollten sich auch beide Seiten zusammen reißen. Ein respektvoller, offener und direkter Umgang ist essenziell. Sagt was ihr wollt. Direkt, unverblümt, damit euch darauf geantwortet werden kann. Ich muss nicht erwähnen, dass man dabei trotzdem freundlich sein kann. Orientieren kann man sich zum Beispiel an diesem Beitrag (https://autoren-navi.de/2019/12/26/wie-sieht-eine-gelungene-kontaktaufnahme-mit-bloggern-aus/) von Monika Schulze (die Blogger unter euch können das gerne mit benutzen. Im Grundsatz sind die Kriterien für eine erfolgreiche Anfrage gleich). Natürlich ist das am Ende jedem selbst überlassen, wie er auf das Gegenüber zugeht. Es gibt 100 Varianten und mindestens genauso viele Arten, auf eine Anfrage zu reagieren.
Grundsätzlich gilt jedoch, keiner hat eine Glaskugel zuhause und kann Gedanken lesen. Und keiner ist für die Fehler eines anderen verantwortlich. Nur so wird es auf Dauer funktionieren. Und nur so vermeidet man Verdruss und „Schnauze voll“-Geschimpfe.

Ich persönlich, und das zum Ende, bin froh über jedes ehrliche Danke, jedes E-Book, jedes Taschenbuch, jede Buchbox, jedes Lesezeichen, jede Postkarte. Ich jubel jedes mal, wenn Autoren mich anschreiben und mit mir zusammenarbeiten wollen, weil sie meine Arbeit schätzen. Weil sie schon gutes gehört haben von mir. Weil sie meine Ideen gut finden. Und ich versuche wirklich jedem Autoren und jeder Autorin weiter zu helfen. Egal ob es neue Connections sind, oder es Marketing mit einer gigantischen Aktion ist. Jedoch ist das meist ohne Zwang, ohne eine „Must-Do“-Liste am Anfang und ohne überzogene Wertvorstellungen. 

Das nur mal so zum Nachdenken.