Mittwoch, 27. November 2019


>> Zurück ins Dorf gehen und nach Zutaten Ausschau halten


Mit befederten Schritten ging Mina zurück in die Stadt. Was konnte jetzt noch schief gehen? Bodan, Arndt und Desmont waren auf ihrer Seite. Hoffentlich unterstützte Ada ihrer Mutter Zuhause, dass dort alles glatt ging, aber Mutter würde sich schon bemerkbar machen, sollte dies nicht so sein. Das rote Haar, welches die Frauen der Familie irgendwie alle teilten, war wohl gepaart mit einem doch manchmal sehr hitzigen Temperament. Ja, manchmal reagierten sie viel zu sehr aus dem Bauch heraus, gerade wenn Wut oder Ärger mitspielten.
Doch darüber wollte sich Mina nun nicht den Kopf zerbrechen. „Was brauche ich für Gebäck auf alle Fälle?“ überlegte sie, leise vor sich hin murmelnd. Da waren auf jeden Fall Mehl, Eier und meist etwas Milch sowie Zucker. „Vielleicht gibt es hier Vanille.“ Damit schmecken die Backstücke immer besonders gut.

Mina ging durch die Straßen von Flura und schaute sich um. Das Mehl würde sie sicher bei den Bauern bekommen. Sie hatte gehört, dass diese ab und zu ins Gebirge gingen, mit großen Säcken Getreide, und dort alles mahlen ließen. Auch Eier würde sie dort sicherlich bekommen, wenn nicht auf demselben Hof, dann sicher bei einem Koboldbauern nebenan.
Gedankenverloren ging sie weiter, bis ihr auf einmal ein unwiderstehlich guter Duft in die Nase fuhr. Mhhh, das riecht wie leckeres Brot, welches gerade frisch aus dem Ofen kam. Sofort fing ihr Magen an zu grummeln. Gegen eine warme Brotscheibe hätte Mina nun wirklich nichts einzuwenden.
Aber, das ist es! „Ein Bäcker!“
Wer sollte besser wissen, wo sie Zucker herbekam, wenn nicht ein Bäcker? Mit der Nase im Wind folgte sie dem Duft und stand schnell vor einer kleinen Behausung. Sie erinnerte etwas an alte Backstuben zuhause, vielleicht etwas kleiner. Nicht von der Fläche, eher von der Höhe. Kobolde eben. Ja, diese machten hier sämtliche Handwerksberufe aus. Sie waren einfach sehr geschickt und affin auch die kniffligsten Dinge zu lösen, solange es mit den Händen oder dem passenden Werkzeug zu schaffen war.
Minas Blick glitt zum niedrigen Fenster, wohinter sie eine Auslage sah. „Lecker.“
Kuchen, Brot, Brötchen und das in den kuriosesten Formen. Von der Farbe her sah alles ziemlich gleich aus, aber das machten sie mit Details, gerade bei der Dekoration der Kuchenstücke wieder weg. Auf einem Kuchen, der aussah wie ein Kugelhupf, waren seitlich ein paar kleine Wesen. Das Mädchen konnte nicht genau erkennen welche es waren, aber wenn sie raten müsste, dann sicher Kobolde. Sie hangelten sich, wie an einer Felswand, den Kuchen hinauf. Ein anderer war über und über mit kleinen Nachbildungen von Feen, ähnlich wie Pixi, versehen. „Wundervoll.“

Beim Staunen hatte Mina gar nicht bemerkt, wie sie sich die Nase am Fenster platt drückte. Erst als die Tür neben ihr aufschwang und eine etwas beleibtere Gestalt heraus kam und sie skeptisch ansah, schreckte sie auf. „Wir haben die Fenster gerade erst sauber gemacht, Mädchen! Schmiere nicht deine Nase am Glas sauber!“ grollte die dunkle Stimme. 
Verwundert schaute Mina auf den Kobold, welcher nur etwa halb so groß war wie sie, stellte sich schnell wieder aufrecht hin und rieb mit dem Ärmel ihres linken Unterarmes die Fläche sauber, an welche sie die Nase gedrückt hatte. „Entschuldigen Sie, ich wollte keinen Ärger machen. Das sah nur so gut aus, ich habe gar nicht bemerkt...“ Was für ein Gestammel, dachte Mina selbst von sich, räusperte sich kurz, stellte sich ordentlich hin und begann erneut. „Es tut mir leid, ich war nur so von Ihren Werken so fasziniert. Zum Glück sind Sie hier, ich bräuchte ihre Hilfe, denn ich möchte auch etwas backen.“
„So, so. Und wie soll ich dir da helfen? Am Ende willst du noch eine Bäckerhöhle gleich gegenüber aufmachen. Soll ich dir auch beim Einrichten helfen?“
„Nein, nein! Nur für eine kleine Feier. Es geht um Zucker, solcher zum Verzieren, den man mit Wasser oder Obstsaft anrührt und auf die Plätzchen streicht.“
„Ja, ja, Mädchen, ich weiß was du meinst. Nicht umsonst habe ich eine Stube voller leckerer Sachen. Aber du solltest dir zweimal überlegen, ob du wirklich das brauchst, was du willst. Man nennt es hier süßen Schnee.“
„Süßen Schnee?“
„Das sagte ich doch, Mädchen! Und Schnee gibt es in Eldrid nur an einer Stelle.“
„Im Schneegebirge.“
„Da hast du deine Antwort. Die Schneegeister sind aber nicht für ihre Barmherzigkeit bekannt. Und auch nicht für Großzügigkeit.“
„Ich brauche also etwas zum Tausch!“
„Doch nicht so dumm, wie du ausgeschaut hast, als du die Nase durch mein Fenster drücken wolltest.“

Mina bedankte sich bei dem Kobold und versank fast augenblicklich wieder in Gedanken. Wie sollte sie denn etwas zum Tausch herbringen und was würden die Schneegeister wollen?

Am besten sie ging erstmal weiter die Liste der Besorgungen durch, oder sollte sie lieber in die Höhle gehen und erstmal die Gedanken sammeln?
>> Zu Uris Höhle gehen



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