Nikolaus
(Nachts durch die Wohnung stolpern im Dunkeln)
Bei
uns in der Familie kommt der Nikolaus immer nachts. Man muss den
Stiefel als Kind putzen (Kinderarbeit?) und ein Bild malen oder ein
Gedicht aufschreiben, natürlich in Schönschrift, weil der alte Herr
das sonst nicht lesen kann. Dann stellt man diesen vor die Tür am
Abend und früh am Morgen ist er gefüllt. Die schlauen Kinder haben
die Stiefel vom Vater genommen, welche auch als Kindersärge benutzt
werden können. Putzt man zwar länger, aber dafür bekommt man doch
auch mehr, oder?
Seit
ein paar Jahren bekomme ich jetzt aber die andere Seite mit. Mein
Traum vom Nikolaus wurde zerplatzt, aber auf sehr ulkige Art und
Weise. Man hat mir berichtet, wie der Nikolaus, den Schuh füllt. Das
ist nämlich gar nicht so leicht. Damit die geliebten Kinder das Obst
(Ihhhh!) nicht sehen und die Nüsse und die Schokolade, werden diese
meistens im Schlafzimmer, im Kleiderschrank ganz hinten versteckt.
Oder an anderen Orten, die man selbst wieder vergisst und darum am 5.
Dezember Panik bekommt. Sind die Kinder, die es kaum erwarten können,
sich früh 5 Kilo Schokolade in den Mund zu stecken, endlich im Bett
und schlafen, wird Mission Nikolaus eingeläutet.
Auf
Zehenspitzen schleicht man dann durch das Haus oder die Wohnung zum
geheimen Tresor. Langsam öffnet man die Tür und hofft, dass die Tür
heute vom Vater geölt wurde, weil die Ohren der Kids in dieser Nacht
so groß wie Satellitenschüsseln sind. Die Schätze werden langsam
genommen und mit Zehenspitzengang geht es an den Zimmern der Räuber
vorbei zur Haustür. Hier der Tipp der jungen Mütter in meinem
Umfeld:
Zieht
Schuhe an oder schaut euch vorher den Fußboden an. Im Dunkeln vor
den Kinderzimmern auf einen Legostein zu treten, soll äußerst
schmerzhaft sein. Mit halb abgebissener Zunge geht es also dann
weiter zur Tür, aufsperren und langsam hinknien. Das hat nichts mit
der Lautstärke zu tun, aber wer hat schon Lust drauf, mit dem Knie
voll auf den harten Boden zu knallen? In einem Mietshaus kann man nun
sicherlich die Nachbarn grüßen und kurz ein Schokonikolaus-Battle
machen. „Ahh, der von nebenan hat nur so ´ne gemischte Tüte,
nein, mein Kind bekommt auch Clementinen und Nüsse, gewonnen!“
Danach
sollte aber wirklich der Schuh gefüllt werden. Bitte nicht
vergessen, das Bild oder Gedicht rauszunehmen, sonst schmollt der
oder die Jüngste am nächsten Tag, dass der Nikolaus ihn mobbt. Ist
dann alles schön dekoriert (zumindest besser als beim Nachbarn),
kann man dann auch wieder reingehen. Hier nochmal der Hinweis, das
Bild oder Gedicht gleich weg zu räumen, denn mal ehrlich, es ist
mies von dem Mann mit dem langen Bart gemobbt zu werden. Am nächsten
Morgen um ca. 4 Uhr springen dann die kleinen Monster aus dem Bett
und zur Haustür. Der Stiefel muss begutachtet werden, denn in der
Schule wird kräftig drüber geredet, wer was bekommen hat. Lehrer
will ich an diesem Tag auch nicht sein. 80 Kinder in der Klasse, die
alle vollgepumpt mit Zucker sind und schon die Ferien vor Augen
haben.